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Henri-Edmond Cross – Musée du Niel – Tattoo-Kunst in Nizza

“Streiflichter” – unter dieser Rubrik stellen wir wöchentlich wissenswerte Kurzinfo von der Côte d’Azur und aus der Provence zusammen. Diesmal dreht sich alles um Kunst & Literatur. Viel Spaß beim Schmökern! Von Rolf Liffers.

Hommage an Henri-Edmond Cross

Die Côte d’Azur setzt ihren großen Neo-Impressionisten Heinri-Edmond Cross (1856-1910) wieder einmal groß in Szene: mit einem Ausstellungs-Dreiklang in der Villa Théo in Le Lavandou, wo der Maler lebte und starb, in der Villa Carmignac auf der hyèrischen Insel Porquerolles und im Musée de l’Annonciade in Saint-Tropez (bis 14. November).

In Saint-Tropez werden hauptsächlich Gemälde und in Le Lavandou Aquarelle und Zeichnungen gezeigt. Aushängeschild auf Porquerolles ist das berühmte Gemälde „Les Iles d’Or“ aus dem Pariser Musée d’Orsay, das 1891 oder 1892 am Strand von Saint-Clair (heute Ortsteil von Le Lavandou) entstand und unterdessen dort, wo Cross es malte, als wetterfestes Faksimile am Strand steht.

Musée du Niel: 7000 sahen "Wege der Abstraktion"

Erst im Juni 2023 eröffnet (wir berichteten), haben im brandneuen Musée du Niel im gleichnamigen idyllischen Miniatur-Hafen auf der Halbinsel von Gièns (Hyères-les-Palmiers) bereits 7000 Besucher die gegenstandslosen Gemälde von 17 abstrakten Malern besichtigt – unter ihnen auch André Marfaing, Jean Messagier und Pierre Soulages.

Die Veranstalter zeigten sich gegenüber azurblau.fr überaus zufrieden mit dem Anklang der allerersten Saison. Wer den Erfolg teilen will, muss sich jedoch sputen: Denn schon am 30. September geht das Museum in die Winterpause.

Kleiner Tipp: Im Obergeschoss des lichtdurchfluteten Hauses befindet sich ein helles Restaurant mit herrlichem Blick auf die Hyèrischen Inseln. Jeden Morgen bieten die Fischer in dem malerischen Umfeld fangfrischen Fisch zum Kauf.

Tattoos der schwebenden Welt: Der bildhafte Körper in Japan

Eine Ausstellung im Asiatischen Museum von Nizza beschreibt bis zum 3. Dezember „bildhafte Körper in Japan“. Gezeigt werden „Tattoos der schwebenden Welt“, wie die Leitung des Hauses azurblau.fr mitteilt.

Plakat
Ausschnitt aus dem Plakat zur Tattoo-Ausstellung in Nizza. Repro: Liffers

Nach Angaben der Experten gilt die japanische Tätowierkunst als „eine der vollendetsten Körperverzierungen der Welt“. Ihre Praxis, die ihren Ursprung im Herzen der Edo-Zeit (1603-1868) in der Tätowierung des Schwurs aus Liebe und der schändlichen Tätowierung von Verbrechern hat, habe sich zu einer immer kunstvollen und an symbolischen Figuren reichen Ornamentik weiterentwickelt.

Zweieinhalb Jahrhunderte lang wurde diese Entwicklung vom kulturellen Leben des Ukiyo, dieser „schwebenden Welt“ in voller Blüte, genährt. Als Medium des stillen Protests wurde der Körper für die einfachen Leute zu einem Mittel, um Stärke und Mut in einer vom Tokugawa-Shogunat eingeschränkten Gesellschaft auszudrücken. Dieses soziale Phänomen wurde dann in die Kultur des Kabuki-Theaters, der Drucke und Bücher integriert und geriet mit dem Verbot von 1872, das einen Teil dieser Erinnerung auslöschte, aus dem Licht in einen relativen Schatten.

Nach dem Ende des Verbots 1948, insbesondere in den 1960er-Jahren, griff das Kino dieses Erbe auf und verband das Bild dauerhaft mit den Yakuza, die durch Drucke, Fotografien oder Manga weitergeführt wurden.

Die Ausstellung in Nizza zeichnet die mehr als dreihundertjährige Geschichte dieser „Kunst der Vergänglichkeit“ nach, deren Codes von gestern noch immer die Kunst von heute inspirieren.

Journalistische Wahrheit in Arles: vom Bosnien- bis zum Ukraine-Krieg

„See Through the Noise“ ist die erste Gemeinschaftsausstellung, die noch bis zum 31. Januar 2024 im Arler Hauptquartier der VII Foundation präsentiert wird. Dabei handelt es sich nach Angaben der Veranstalter um „eine kollektive Retrospektive der VII-Fotografen und markiert den kürzlichen Erwerb von VII Photo durch die VII Foundation“.

Vom Krieg in Bosnien bis zum Krieg in der Ukraine präsentiert „See Through the Noise“ einige der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte, die die Fotografen von VII miterlebt haben. Damit wende sich die Retrospektive „gegen die Kunstgriffe der technologischen Entwicklung und unterstreicht das Engagement der Stiftung für die Wahrheit im Journalismus“.

Mit epischen Szenen wie der Schlacht an der Dyala-Brücke im Irak und intimeren Momenten wie einem Amerikaner, der an seinem Lastwagen arbeitet, deckt diese Ausstellung ein breites Spektrum an Themen ab, die für die Arbeit der Fotografen von VII von zentraler Bedeutung sind.

VII ist ein Synonym für mutigen, schlagkräftigen und leidenschaftlichen Fotojournalismus, und viele dieser ikonischen Bilder haben die öffentliche Wahrnehmung verändert und die Politik beeinflusst.

Ali Arkadys Bilder von gefolterten Zivilisten führen zu Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen im Irak; ein Foto von Ron Haviv wurde vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien als Beweismittel verwendet; und Ziyah Gafics Bilder, die persönliche Gegenstände von Völkermordopfern zeigen, werden als Beweismittel gegen die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen verwendet. Einzeln wurden diese Bilder mit einigen der prestigeträchtigsten Auszeichnungen der Branche bedacht, in wichtigen Medien wie TIME Magazine, dem deutschen „Spiegel“, National Geographic, Le Monde, The New York Times und Paris Match veröffentlicht oder in die Sammlungen der größten Museen und Institutionen aufgenommen.

Die Ausstellung umfasst Fotografien, Hintergrundinformationen und Texte und besteht aus Werken von Ali Arkady, Anush Babajanyan, Jocelyn Bain Hogg, Philip Blenkinsop, Alexandra Boulat, Eric Bouvet, Stefano De Luigi, Linda Bournane Engelberth, Danny Wilcox Frazier, Ziyah Gafic und Ashley Gilbertson, Ron Haviv, Ed Kashi, Gary Knight, Joachim Ladefoged, Paul Lowe, Christopher Morris, Seamus Murphy, Maciek Nabrdalik, Ilvy Njiokiktjien, Franco Pagetti, Espen Rasmussen, Daniel Schwartz, John Stanmeyer, Maggie Steber, Nichole Sobecki, Sara Terry und Tomas Van Houtryve.

Le Campus Alexandra Boulat, VII Academy (49 Quai de la Roquette, 13200 Arles)

Joan Miro trifft Antoni Tàpies

Miro
Joan Miró (1893-1983) war ein sehr enger Freund von Aimé und Marguerite Maeght, den Schöpfern des international prominentesten Museums („Fondation Maeght“) an der Côte d’Azur. Er war es auch, der den Maeghts seinen Freund Josep Lluis Sert als Architekten des 1964 von André Malraux eröffneten Gebäudes bei Saint-Paul-de-Vence empfohlen hatte, wo er selbst mit etlichen Werken vertreten ist.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Antoni Tàpies und des 130. Geburtstages von Joan Miró zeigt das Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster vom 30. September bis zum 21. Januar 2024 die große Sonderausstellung „Tàpies/Miró – Welt auf Papier“. In der Schau treten die Werke der beiden bedeutendsten katalanischen Künstler des 20. Jahrhunderts „in einen spannungsreichen Dialog“, verspricht Museumsleiter Markus Müller. Im Mittelpunkt der über 100 Exponate umfassenden Ausstellung steht das grafische Werk der beiden Spanier.

Der Titel der Ausstellung „Welt auf Papier“ hat doppelte Bedeutung: Einerseits verweist er auf den konkreten Wirklichkeitsbezug im Schaffen beider Künstler in Form von Gegenständen wie Kleidungsstücken, Holzfundstücken oder auch Zeitungsausschnitten. Andererseits thematisiert er den historischen Zeitbezug ihres Werks. „Ihr Schaffen ist mit der Geschichte Spaniens, der Opposition gegen das Franco-Regime und der Suche nach der katalanischen Identität eng verbunden“, erläutert Müller.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der spanischen Botschaft. Sie ist Teil der internationalen Feierlichkeiten des Jubiläumsjahres „Tàpies Lives/Living Tàpies“, das von der Fundació Tàpies Barcelona initiiert wurde. Neben dem Kunstmuseum Pablo Picasso Münster nehmen hieran zahlreiche andere europäische Museen wie das Museo Reina Sofia in Madrid oder das BOZAR in Brüssel teil.

Straßenoper zum 125. Geburtstag von Erich-Maria Remarque

Das hat es noch nie gegeben: "Im Westen nichts Neues" als Straßenoper. Foto: Städt. Bühnen Osnabrück

Die Erich Maria Remarque-Gesellschaft (EMR) in Osnabrück feiert den 125. Geburtstag Erich Maria Remarques mit einem ungewohnten Programm. Schauplatz ist am morgigen Sonntag, 24. September, das Foyer des Theaters Osnabrück.

Dort wird insbesondere auch mit Jugendlichen über die Bedeutung des Autors vom „Im Westen nichts Neues“, diskutiert, über dessen tragische Liebesgeschichte mit Marlene Dietrich im Hotel Eden Roc am Cap d’Antibes wir berichtet haben.

Im Rahmen der Vorstellung des neues Buchs „Bin ich denn da?“, für den Vorstand der EMR-Gesellschaft herausgegeben von Bernhard Stegemann und Andrea Willen, werden 30 Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft über ihre Sicht auf den Dichter Remarque berichten. Unter ihnen der Architekt Daniel Libeskind, der Journalist Heribert Prantl sowie Ex-Bundespräsident Christian Wulff.

Anschließend wird im Foyer der Städtischen Bühnen der Millionenroman “Im Westen nichts Neues“ als Straßenoper uraufgeführt. Hierzu wurden zwölf Schlüsselszenen aus Remarques Roman für Singstimmen und Orchester vertont.

Übrigens...

…was wir im Deutschen einen „ungehobelten Klotz“ nennen, würde der Franzose als „un ours mal léché“, einen schlecht geleckten Bären, bezeichnen.

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