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Promenade des Anglais – Villa Noailles – Victor Hugos Reise nach Marseille

“Streiflichter” – unter dieser Rubrik stellen wir wöchentlich wissenswerte Kurzinfo von der Côte d’Azur und aus der Provence zusammen. Diesmal dreht sich alles um den Tourismus. Viel Spaß beim Schmökern! Von Rolf Liffers.

Promenade des Anglais
Immer voller Leben: die "Promenade des Anglais" in Nizza. Foto: AS

Europäischer Tourismusführer preist “Promenade des Anglais”

Der europäische Tourismusführer „La Souris Globe-Trotteuse“ preist in seinem jüngsten Blog die Promenade des Anglais in Nizza als eine der schönsten Alleen der Welt. Die die Baie des Anges säumende, sieben Kilometer lange Straße zwischen Flughafen Côte d’Azur/Parc Phoenix und Schlosshügel sei „ein Muss“ für alle Besucher. Ganz gleich, ob sie mit Bus, Straßenbahn oder Autos, zu Fuß, auf Rädern, Rollern, Inlinerskatern oder Segways unterwegs seien, die Promenade biete allen Platz für ein friedliches Miteinander. Von ihr aus erschließe sich in wenigen Schritten praktisch die gesamte Altstadt.

Schon im 18. Jahrhundert bevorzugten zunächst reiche Engländer und später die russische Aristokratie Nizza als Winterurlaubsort. Die Engländer waren es auch, die den einstigen Feldweg mit dem Spitznamen „Chemin des Anglais“ bedachten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Weg befestigt und verlängert und erhielt den offiziellen Namen Promenade des Anglais. Danach wurde die „Prom“ mehrfach umgebaut, wobei etliche Villen regelrechten Palästen weichen mussten.

Internationales Modefestival in Hyères-les-Palmiers

Villa Noailles
Die Villa Noailles in Hyères (Departement Var) ist jedes Jahr Schauplatz des internationalen Modefestivals. Foto: Rolf Liffers

Die globale Modewelt trifft sich in diesem Monat (12. bis 15. Oktober) zur 38. Ausgabe des Internationalen Festivals für Mode, Fotografie und Accessoires. Treffpunkt von Couturiers und touristischen Zaungästen aus allen Ländern ist wieder die legendäre Villa Noailles, die in diesem Jahr ihr hundertjähriges Bestehen feiert. Den Vorsitz des Festivals führt diesmal Pascale Mussard aus der Hermès-„Dynastie“ , deren künstlerische Leiterin sie ist. Die Ausstellungen in der Villa derer von Noailles (damals der letzte Schrei der Architekturszene – heute als Kulturzentrum in städtischem Besitz) werden noch bis Ende Januar 2024 zu sehen sein.

Seit 1986 fördert und unterstützt das Festival das junge internationale Modedesign. Seit 1997 steht ein Wettbewerb für aufstrebende Fotografen offen, und seit 2016 zeichnet ein Wettbewerb auch junge Accessoire-Designer aus. Bei der traditionsreichen Veranstaltung handelt es sich anerkanntermaßen um den ältesten Modewettbewerb für Nachwuchstalente weltweit. Die Gewinner im Bereich Mode werden anschließend mit einem zweijährigen Praktikum bei den bedeutendsten Häusern belohnt.

Den Teilnehmern winken mehrere Preise. Zu den aktiven Förderern gehörten praktisch alle bedeutenden Modeschöpfer, zu Lebzeiten auch Karl Lagerfeld. Als einer der großen Sponsoren ist stets Mercedes dabei.

Illustre Partnerschaft beim nachhaltigen Design

Auf Initiative eben dieser Villa Noailles und im Rahmen des Festivals “Design Parade Toulon” werden sich 2023 zum ersten Mal das Centre national des arts plastiques (Cnap), das Mobilier national und das Musée des Arts Décoratifs im Rahmen einer außergewöhnlichen Partnerschaft dem Pariser Centre Pompidou zusammenschließen, um die nationalen Design-Sammlungen auch in Toulon präsentieren zu können.

Den Grundstock bilden zunächst 150 Arbeiten von 50 Designern, die die Perspektiven eines nachhaltigen Designs erkunden und demnächst im Rahmen der geplanten Ausstellung „Seconde nature. Pour un design durable“ gezeigt werden sollen.

Tourist Victor Hugo schwärmte von der Provence

Marseille
Victor Hugo reiste im 19. Jahrhundert nach Marseille. Foto: AS

Vor rund 200 Jahren gab es weder Auto-, noch Eisenbahnen in der Provence. Die Landschaft war ein fast unberührtes Paradies. Aber auch damals gab es schon Touristen. Darunter Prominente wie Victor Hugo (1802-1885). Der mit 37 Jahren bereits berühmte Schriftsteller („Les Misérables“) war mit dem Schiff die Rhône bis ans Mittelmeer gereist, bis nach Marseille. Und das war für ihn kein Vergnügen gewesen. Denn der Mistral wehte derart stark, dass dem verängstigten Dichter schlecht wurde.
Von Marseille aus setzte er seinen Weg mit einer schweren Kutsche Richtung Toulon fort.

In seinem Tagebuch beschreibt er „die bezaubernde ländliche Landschaft mit ihren großen Grünflächen und Schatten zwischen Bastiden und Bauernhöfen“. Besonders der „sehr schöne Horizont“ hat es dem von den Romantikern hoch verehrten Theaterautor angetan. Ganz wunderbar findet er nach eigenem Bekunden speziell Cuges-les-Pins (heute 5000 Einwohner), wo er einen Zwischenstopp einlegt.

Jeder Zweite wünscht sich Hotelzimmer zum Öffnen

75 Prozent der deutschen Reisenden prüfen bei Ankunft am Urlaubsort Matratze, Fenster und Geräuschkulisse. Das geht aus einer Studie des Meinungsforschungsinstituts OnePoll im Auftrag der Hotelkette Premier Inn hervor.

Knapp die Hälfte der 4000 befragten Gäste wünscht sich Fenster zum Öffnen, 42 Prozent eine Verdunklungsmöglichkeit, 38 Prozent eine ruhige Lage, auch wenn sie zum Hinterhof weist.

Klimawandel lähmt Südeuropa-Tourismus

Immer neue Hitzerekorde im Mittelmeerraum verändern die Touristenströme. Laut European Travel Commission (ETC) ist die Zahl von Südeuropatouristen zwischen Juni und November 1922 um zehn Prozent zurückgegangen.

7,6 Prozent der Befragten gaben extreme Wetterereignisse als Folge des Klimawandels als Grund an. Parallel dazu ist die Nachfrage nach Reisen nach Tschechien, Dänemark, Irland und Bulgarien sprunghaft gestiegen.

Übrigens...

…der amerikanische Autor David Foster Wallace (1962-2008), der die Gewohnheiten unserer Gesellschaft gern drastisch geißelte, sagte 2004: „Es liegt in der Natur des Massentouristen, dass er gerade das Unberührte, dass er sich erschließen und genießen will, vernichtend berührt. Als Tourist mag man ökonomisch bedeutsam sein. Doch aus existenzieller Sicht verwandelt man sich in eine widerwärtige Schmeißfliege auf einem Kadaver“.

Diese bedenkenswerten Sätze habe ich Wallaces Aufsatz „Am Beispiel des Hummers“ entnommen.

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