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Das künftige Musée du Niel in Hyères während der Umbauarbeiten 2022 © Musée du Niel 2023

Hyères entwickelt sich zu neuem Kunstzentrum an der Côte d’Azur

Das hübsche, aber kleine Städtchen Hyères-les-Palmiers katapultiert sich im Dreisprung zum Oberzentrum der zeitgenössischen Kunst im Departement Var. Vor wenigen Jahren wurde auf der Insel Porquerolles das Musée der Fondation Carmignac mit Werken von Warhol, Lichtenstein, Koons und Basquiat eröffnet. Ende 2021 folgte in der Altstadt in den historischen Gemäuern der Banque de France das noble Kunstmuseum „La Banque“ mit eigenem Skulpturengarten. Ab dem 1. Juni dieses Jahres wird auf der Halbinsel Giens das Niel-Museum seine Schätze zeigen.

Werk von Jean Messagier
Werk von Jean Messagier (Ohne Titel, 1961, Öl auf Leinwand, 71,5 x 128 cm) © adagp-musée du Niel 2023

Schwerpunkt des neuen Museums sind seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstandene Werke der abstrakten, informellen und nicht figurativen Kunst. Zunächst soll jedes Jahr von Anfang Juni bis Ende September eine Themenausstellung gezeigt werden, zusammengestellt aus der Gemäldesammlung des 1949 geborenen Pariser Multi-Managers Jean-Noël Drouin.

Museums-Baustelle
Das ganz auf die Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spezialisierte „Musée de Niel“ auf der Halbinsel von Giens (Hyères) wird im Juni 2023 eröffnet. Die Umbauarbeiten an dem von 1962 stammenden Gebäude in der idyllischen Bucht von Niel laufen auf vollen Touren. © Rolf Liffers

Seit zwei Jahren wird das von 1962 stammende Gebäude an der Route du Port in der pittoresken Bucht von Hyères-Niel mit mehrfachem Millionenaufwand für seine künftige Bestimmung umgebaut. Als „privater Ausstellungsraum“ will sich das Musée du Niel (Direktorin Florence Denis) in seinem Landschaftsgarten den künstlerischen Ausdrucksformen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Nichtfiguration und der Abstraktion im Nachkriegsfrankreich (1945-1965), widmen. Dabei will Drouin stets einen Teil seiner 150 Gemälde umfassenden Sammlung präsentieren, darunter Arbeiten von Camille Bryen, Michel Carrade, Jean Deyrolle, Oscar Gauthier, Jean Messagier und Gérard Schneider.

Drouin interessierte sich leidenschaftlich für künstlerische Strömungen, die so gegensätzlich waren wie die der lyrischen oder geometrischen Abstraktion, der Gruppe CoBrA oder Supports-Surfaces. Tatsächlich wollten die mehrheitlich in Paris lebenden Maler mit der Vergangenheit brechen und ihre kreative Freiheit zur Entwicklung einer kunstgeschichtlich völlig neuen Bildsprache nutzen. Unter den 80 vertrenen Künstlern sind auch Olivier Debré, Jean Degottex, Jean Dewasne, der Deutsche Hans Hartung, André Marfaing, Jean Miotte, der auch in Deutschland sehr populäre und erst kürzlich gestorbenen „Schwarzmaler“ Pierre Soulages, Jean-Paul Riopelle, Raoul Ubac sowie Maria Elena Vieira da Silva.

Während der Eröffnungsausstellung „Les Chemins de l’abstraction“ sollen unter der Leitung des Kurators Antoine Villeneuve und des Bühnenbildners Eric Morin zunächst 50 Arbeiten von 17 nicht-figurativen Malern im Dialog mit Jean Grenier vorgestellt werden. Sie ist direkt inspiriert von dem Interviewbuch von Jean Grenier, das 1963 veröffentlicht wurde. In diesem Buch befragt Jean Grenier, Philosoph, Schriftsteller und Kunstkritiker, die beteiligten Künstler, wie sie zu ihrem Stil gefunden haben. Dabei geht es um nicht Geringeres als „das Primat der Emotion, die Allmacht der Empfindung“.

Rolf Liffers

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