Azurblau.fr wünscht allen Leserinnen und Lesern ein glückliches und zufriedenes 2024 – an der Seite von Chefreporter Rolf Liffers, der ein Sammelsurium an südfranzösisch gefärbten Info-Happen zum Jahreswechsel vorlegt.
Neues Jahr soll friedlicher werden
Das Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück hat den Verehrern des großen Schriftstellers mit einer Illustration zum Thema „Sag mir, dass Du mich liebst“ alle guten Wünsche „in der nicht nachlassenden Hoffnung auf eine friedlicheres Jahr“ übermittelt. Diesen Wünschen für unsere Leser schließt sich die Redaktion von azurblau.fr nach einer kleinen Feiertagspause ausdrücklich an.
„Sag mir, dass Du mich liebst“ ist der Titel eines Buches, mit dem der frühere langjährige Leiter des Remarque-Zentrums von Stadt und Universität Osnabrück, der Literaturwissenschaftler Thomas F. Schneider, die ebenso leidenschaftliche wie dramatische Liebe des Verfassers des weltberühmten Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“ und seiner Freundin Marlene Dietrich („Der blaue Engel“) am Cap d’Antibes schildert (wir berichteten). Die Zeichnung stammt von dem 1963 in Remarques Heimatstadt Osnabrück geborenen Porträtisten Thomas Jankowski, zu dem seine Frau Magda den Stempel mit Kussmund beisteuerte. „Die klaren Linien in Kombination mit der dunklen Fläche“ habe er gewählt, „um das Spannungsverhältnis“ zwischen den beiden Akteuren darzustellen, erläuterte der Maler.
Jankowski hatte sich mit dem Bild an einer Sonderausstellung („Networking Remarque“) im Zusammenhang mit der 375-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens beteiligt, die noch bis Ende Januar läuft. Unter dem Motto „Geschenk für Remarque“ hatte das Friedenszentrum Künstler aus aller Welt zu „wertschätzenden Beiträgen“ eingeladen.
Adorf hat keine Angst vor dem Tod
Mario Adorf, der – wie angekündigt – den Jahreswechsel in Saint-Tropez verbrachte, hat sich dort auch zum Thema Tod geäußert. Er sei immer davon ausgegangen, dass sich die Angst vor dem Ende „irgendwann“ einstellen werde, sagte der 93-jährige gebürtige Zürcher, der in der Eifel aufwuchs und zu einem der bekanntesten Schauspieler Europas aufstieg. „Ich habe mit zunehmendem Alter fast darauf gewartet.“ Und in der Tat spüre er es immer mehr. Beschleunigt worden sei der Prozess durch einen Sturz vor drei Jahren, bei dem er sich die Schulter ausgekugelt hatte.
Seither kämen „immer mehr kleine Wehwehchen“ hinzu. „Zum Glück spüre er das Alter aber nur im Körper und nicht im Kopf, sagte der Mime. „Natürlich habe ich inzwischen Angst davor, krank zu werden mit einem folgenden Siechen. Angst vor dem Tod selber habe ich aber keine.“ Er sei nicht gläubig, „hier spielt die Musik und hört dann eines Tages auf“. Er sei immer ein Einzelgänger gewesen. Jedoch könnten auch Einzelgänger viele Freunde haben, ohne sich Vereinen oder Cliquen anschließen zu müssen.
„Meine aus Saint-Tropez stammende Frau Monique habe ich als eine Freundin von Brigitte Bardot bei Dreharbeiten in Almeria kennengelernt. Ich wollte aber weder mit dem Jetset noch mit der so genannten Schickeria allzu verbandelt sein”, sagte er der Süddeutschen Zeitung.
Reichlich Weisheit auch von den Geissens
Reichlich Weisheit versprüht haben zwischen den Jahren auch die „Geissens“, Carmen (58) und Robert Geiss (59), mit Wohnsitz in Cogolin im Var. Die beiden Reality-Stars äußerten sich über Geld und Ausgaben. Sie hätten trotz ihres großen Vermögens die Bodenhaftung nicht verloren und wüssten durchaus noch, „was ein Pfund Butter kostet. So sind wir erzogen“. Schließlich seien sie „nicht als Millionäre zur Welt gekommen“, sagte Robert. Erst recht bedächtig gingen sie beim Immobilienkauf vor.
Brad Pitt will 2024 mehr töpfern und Möbel designen
Aus Anlass seines 60. Geburtstages füllte Hollywoodstar Brad Pitt wieder Zeitungsspalten in aller Welt. Dabei wird immer wieder an den schicksalhaften Tag erinnert, als es während eines Fluges von Nizza nach Los Angeles zum Eklat mit seiner damaligen Frau Angelina Jolie kam, der zur Scheidung führte. In Gala sagte der Schauspieler, der jetzt mit der viel jüngeren Schmuckmanagerin Ines Ramon zusammenlebt, er beabsichtige, sich im neuen Jahr ein wenig aus dem Rampenlicht zurückziehen zu wollen. Auf seinem Château Miraval in Correns im Var wolle er seinen Wein verkaufen, mehr töpfern und Möbel designen…
"Ein Traum in greifbarer Nähe": Vorfreude auf Olympische Winterspiele
„Ein Traum ist in greifbarer Nähe!“. Mit diesen Worten hat der Präsident der Région Sud (Provence-Alpes-Côte d’Azur – PACA) und stellvertretender Präsident der französischen Regionen, Renaud Muselier, zur Jahreswende seine Vorfreude auf die Winterspiele 2030 ausgedrückt.
Schon das neue Jahr 2024 verspreche „olympisch zu werden, weil wir jetzt mit der Organisation des großen Ereignisses beginnen werden“. Mit der Wahl der französischen Alpen habe das Internationale Olympische Komitee „der Région Sud und der Région Auvergne-Rhône-Alpes diese verantwortungsvolle Aufgabe“ anvertraut. „Und diese Aufgabe werden wir meistern“, versprach der Marseillais.
König Balthasar zog von Jerusalem in die Provence
Wie (fast) jeder weiß, wird Epiphanias („Erscheinung des Herrn“) am 6. Januar in Südfrankreich mit Kuchen („Galette des Rois“) gefeiert, in deren Teig die Bäcker kleine Porzellanfiguren versteckt haben. Wer sie „herausschmeckt“, darf für einen Tag König sein.
Was so gut wie keiner weiß, hat an diesem christlichen Festtag der Kölner Pater Philipp E. Reichling vom Katholischen Rundfunkreferat beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) Köln, der im vergangenen Spätsommer die Provence bereiste, verkündet: „Da habe ich eine alte Burgruine aus dem 13. Jahrhundert besichtigt, Les Baux. Sie liegt auf einem mächtigen Felsplateau und geht auf ein gleichnamiges Adelsgeschlecht zurück, das dort einen kleinen Ort errichten ließ.“ Der Legende nach heiße es: Einer der Heiligen Drei Könige, nämlich Balthasar, sei nach dem Besuch der Krippe dem Stern von Bethlehem weiter gefolgt. Und der Stern habe ihn zu diesem provenzalischen Felsplateau geführt. Fortan habe sich das Adelsgeschlecht der Baux als Nachfahren des babylonischen Königs betrachtet. Der Name Baux – so der Pater – stamme von „Balthasar“, „Bautezar“ im Provenzalischen. Und der Stern ziere seither das Wappen derer von Baux.
Und noch was: Rund um die Burgruine in habe man im 19. Jahrhundert aluminiumhaltiges Gestein gefunden, das man nach dem Ort nunmehr „Bauxit“ nannte, ebenfalls letztendlich nach dem biblischen König.
Im Kölner Dom werden die Reliquien der Heiligen Drei Könige aufbewahrt.
Gérard Depardieu im Schussfeld
Die Jahreswende dürfte zumindest ein berühmter Franzose nicht bejubelt haben: Gérard Depardieu. Bei den Dreharbeiten zu der Filmkomödie 2021 „Mystère à Saint-Tropez“ („Mord in Saint-Tropez), der 2022 auch in die deutschen Kinos kam, mag die Welt für den bekanntesten Filmschauspieler seines Landes noch in Ordnung gewesen sein, obwohl gegen ihn bereits seit 2020 wegen angeblicher Sittlichkeitsverbrechen ermittelt wird. Spätestens seit Ende 2023 jedoch ist diese heile Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Viele Menschen haben sich von Depardieu abgekehrt, seit sich die Vorwürfe gegen ihn häufen.
Den Stein ins Rollen gebracht haben dürfte die Schauspielerin Charlotte Arnould. Sie wirft Depardieu vor, sie 2018 in seiner Pariser Wohnung zweimal vergewaltigt zu haben. Zudem zeigte ihn kürzlich auch die Schauspielerin Hélène Darras wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 an. Eine weitere Anzeige erstattete dann die spanische Journalistin und Autorin Ruth Baza. Ein gutes Dutzend weiterer Frauen schlossen sich inzwischen mit ähnlichen Vorwürfen an. Depardieu, der in über 200 Filmen spielte, bestreitet jegliche sexuellen Übergriffe.
Zuletzt war der 75-Jährige, der aus seiner Nähe zum russischen Präsidenten Putin keinen Hehl macht und unterdessen auch russischer Staatsbürger ist, wegen schockierender Äußerungen in einer Dokumentation in die Schlagzeilen geraten. In dem Film war Depardieu zu sehen, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare gegenüber seiner jungen Übersetzerin macht. “Ich wiege 124 Kilo, mit Erektion 126”, sagte er etwa.
Mitte Dezember hatte die damalige französische Kulturministerin Rima Abdul Malak das Verhalten des Schauspielers, der sich selbst einmal als „großer Jäger“ bezeichnet hatte, gegenüber Frauen als eine Schande für Frankreich bezeichnet und bezweifelt, dass er demnächst noch Rollenangebote bekommen werde. In der Tat haben mehrere Gesellschaften Projekte mit ihm abgeblasen oder zumindest auf Eis gelegt. Ein Sprecher für das öffentliche rechtliche Schweizer Fernsehen RTS bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass „nach den letzten Enthüllungen die Entscheidung gegen die Depardieu-Filme“ gefallen sei, weil sich „das Publikum durch den Schauspieler mehrheitlich verletzt fühlen“ könne. Bis auf Weiteres werde der französischsprachige Sender keine Filme mehr mit dem Star in einer Hauptrolle ausstrahlen.
Doch längst nicht alle haben den Filmstar fallen lassen: Staatspräsident Emmanuel Macron nahm ihn vorsorglich in Schutz. Er sei ein »großer Bewunderer« von Depardieu, der ein »großartiger Schauspieler« sei, erklärte er. Er verabscheue »Menschenjagden«. Bis zu einer Verurteilung habe die Unschuldsvermutung zu gelten.
Zudem haben rund 56 französische Künstlerinnen und Künstler öffentlich ihre Unterstützung für Depardieu bekundet. In einem im „Figaro“ veröffentlichten Text sprachen sie von “Lynchjustiz am letzten Superstar des Kinos” und beklagten den “Hass, der sich über seine Person ergießt”.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem der Regisseur Bertrand Blier, der Schauspieler Pierre Richard und die Sängerin und ehemalige französische First Lady Carla Bruni. “Gérard Depardieu ist wahrscheinlich der größte aller Schauspieler. Wenn man Gérard Depardieu auf diese Weise angreift, ist das ein Angriff auf die Kunst.“ Und: „Unsere Zeit” sei “für immer” von der “unauslöschlichen Spur seines Werks” geprägt, schrieben seine Unterstützer weiter. “Der Rest, alles andere, betrifft die Justiz; nur die Justiz. Ausschließlich.”
Weltberühmte Küsserin vor Pariser Rathaus gestorben
Noch voriges Jahr hat azurblau.fr im Zusammenhang mit Robert-Doisneau-Ausstellungen im Var über die Geschichte des weltberühmten Fotos berichtet. In dieser Woche ist die darauf vor dem Pariser Rathaus geküsste Françoise Bornet mit 93 Jahren gestorben. Ihren Namen kannte fast niemand, obwohl sie Hauptmotiv des ikonischen Bildes des großen Fotografen gewesen war. Die Schwarzweißaufnahme von dem jungen Paar war bekanntlich 1950 für eine Fotoserie im amerikanischen Magazin »Life« aufgenommen worden. Globalen Ruhm hatte der vermeintliche Schnappschuss erworben, nachdem »Der Kuss vor dem Rathaus« in den Achtzigerjahren als Poster und Postkarte erschienen war. Das Motiv wurde hunderttausendfach gedruckt, auch auf Bettbezügen, Duschvorhängen und Kalendern.
Als das Foto 1988 auch auf der Titelseite des französischen Kulturmagazins »Télérama« erschien, behaupteten gleich mehrere französische Paare, die Abgebildeten zu sein, und zogen vor Gericht, um ihre Rechte daran einzuklagen. Bornet soll das verärgert haben. »Es war, als ob mir meine Erinnerungen gestohlen werden sollten – und es waren schöne Erinnerungen an die Jugend, angenehm und zärtlich«, sagte sie.
Doisneau bestätigte Bornet, dass sie es auf dem Foto ist – und gab zu, dass das Foto gestellt war. Er hatte Bornet und ihren damaligen Freund Jacques Carteaud angesprochen und dann Bilder von ihnen gemacht. Beide waren damals Schauspielschüler. Auch Bornet zog vor Gericht, um einen Anteil am Verkauf der Poster einzuklagen. Sie scheiterte jedoch, weil ihr verdecktes Gesicht nicht zweifelsfrei erkennbar war. Immerhin besaß sie einen Originalabzug, der 2005 für 155.000 Euro unter den Hammer kam.