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Die Hafenstadt Marseille erhält am Freitag seltenen Besuch. Foto: AS

Der Papst kommt: Marseille im Ausnahmezustand

Das hat es 500 Jahre nicht gegeben. Jetzt kann Marseille endlich wieder sagen: „Habemus papam“. Denn am kommenden Wochenende kommt Papst Franziskus zu Besuch in die Hafenstadt. Aus Sicherheitsgründen wird dann die halbe Stadt für den Durchgangsverkehr gesperrt sein.

Dabei betont der Oberhirte der katholischen Kirche ausdrücklich, er plane keinen Staatsbesuch, sondern lediglich einen „mediterran-regionalen Pastoralbesuch“. Seine zweitägige Visite vom 22. bis zum 23. September gelte ausschließlich der Mittelmeer-Metropole. Im Mittelpunkt stünden Probleme und Chancen der Migration.

Gleichwohl hält es Staatspräsident Emmanuel Macron nach eigenen Angaben für Ehrensache, dem Programm in der zweitgrößten Stadt Frankreichs zumindest einen Tag lang beizuwohnen. Und das sieht laut Radio Vatikan folgende Abfolge von Veranstaltungen vor:

Freitag, 22. September
14:35 Uhr: Abflug vom Internationalen Flughafen Rom/Fiumicino nach Marseille
16:15 Uhr: Landung auf dem internationalen Flughafen Marseille
16:15 Uhr: Offizielle Begrüßung durch Premierministerin Elisabeth Borne
17:15 Uhr: Marianisches Gebet mit dem Diözesanklerus in der Basilika „Notre Dame de la Garde“ (Live-Übertragung Radio Vatikan mit deutschem Kommentar)
18:00 Uhr: Andacht mit Religionsführern an der Gedenkstätte für Seeleute und Migranten, die auf See verschollen sind (Live-Übertragung mit deutschem Kommentar)

Samstag, 23. September
08:45 Uhr: Private Begegnung mit sozial benachteiligten Menschen in der erzbischöflichen Residenz
10:00 Uhr: Schluss-Sitzung der „Mittelmeer-Treffen“ im „Palais du Pharo“ (Live-Übertragung mit deutschem Kommentar)
11:30 Uhr: Treffen mit Staatspräsident Emmanuel Macron im „Palais du Pharo“ (Offizielles Foto, Geschenkeaustausch, Gespräch)
16:15 Uhr: Heilige Messe im „Stade Velodrome“ (Live-Übertragung mit deutschem Kommentar)
18:45 Uhr: Abschiedszeremonie mit Präsident Macron auf dem internationalen Flughafen Marseille und Rückflug nach Rom
20:50 Uhr: Landung auf dem internationalen Flughafen Rom/Fiumicino

Migration sei eine Herausforderung, „die man gemeinsam angehen muss“, sagte der Pontifex Maximus im Vorfeld der Reise. Damit verwies er indirekt auf die dramatische Lage auf der italienischen Insel Lampedusa, die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und Italiens Premierministerin Meloni am Sonntag gemeinsam besuchten.

Migration sei „wesentlich für die Zukunft aller, die nur dann blühen wird, wenn sie auf Geschwisterlichkeit gründet“, erklärte der Papst. An erster Stelle müsse die Menschenwürde „besonders der ärmsten Menschen“ stehen. Franziskus bat die Gläubigen, für seine Reise in die über 2600 Jahre alte Hafenstadt griechischer Gründung zu beten. Er werde dort am Abschluss der sogenannten “Rencontres Méditerranéennes” teilnehmen, „eine schöne Initiative“, bei der es zusammen mit kirchlichen und zivilen Akteuren um Wege des Friedens und der Zusammenarbeit rund um das Mittelmeer und ganz besonders um Migration gehen werde. Dass diese Herausforderung „nicht einfach“ sei, zeige sich „auch in den aktuellen Medienberichten“, fuhr Franziskus fort.

Lampedusa liegt nahe Tunesien. Auf der kleinen Insel waren in den vergangenen Tagen etliche tausend Bootsmigranten angelandet. Das dort eingerichtete Flüchtlingscamp war zeitweise mit 6800 Menschen um mehr als das Zehnfache überfüllt. Italien rief den Notstand aus. Lampedusa gehört seit vielen Jahren zu den Brennpunkten der Migration über das Mittelmeer nach Europa. Papst Franziskus hatte die Insel 2013 besucht. Es war seine erste Reise als Papst gewesen.

Von der Leyen stellte zum Abschluss ihres Besuchs auf Lampedusa einen 10-Punkte-Plan vor. Darin enthalten ist das Angebot, den Transfer von Migranten an andere Orte zu unterstützen und die freiwillige Verteilung in anderen EU-Staaten zu fördern. Ferner werde die europäische Grenzbehörde Frontex sich stärker an der Rückführung von Geflüchteten beteiligen, die in der EU keinen Anspruch auf Asyl haben. Zudem werde Frontex die Überwachung auf See und aus der Luft verstärken, um den Menschenschmuggel zu unterbinden.

Gleichzeitig werde die EU die Möglichkeiten legaler Einwanderung verbessern, versprach von der Leyen. „Je besser wir bei der legalen Migration sind, umso strenger können wir mit der illegalen Migration umgehen“, sagte die EU-Kommissionspräsidentin vor Journalisten.

Rolf Liffers

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