Jeden Montag beim „Floh“ auf dem malerischen Cours Saleya in Nizza können Sie sie sehen: Die traumhaft schönen, rund hundertjährigen Werbeplakate für Reisen an die Côte d’Azur. Sie sind groß und teuer, gut gedruckt, nur leider aber nicht original.
Ganz anders im international renommierten Folkwang-Museum im nordrhein-westfälischen Essen, das in einer Ausstellung („150 Jahre Litfaßsäule“) die schönsten Blätter aus jener Zeit vor Augen führt, und zwar die echten.
Zum Beispiel auch ein satirisches Pamphlet von Ernst Volland (1946) über die deutschen Schriftsteller, deren Bücher 1933 von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt wurden und die danach zum großen Teil ins unbesetzte Vichy-Frankreich flüchteten und sich in Sanary-sur-Mer, Le Lavandou, Bormes-les-Mimosas in Sicherheit wähnten.
Nach Angaben des Museums handelt es sich um „die zeitlich umfangreichste Plakat-Schau“ seiner hundertjährigen Geschichte.
Hartung, Picasso & Co.
Bis zum 8. Januar sind im selben Haus „Expressionisten am Folkwang – Entdeckt, verfemt, gefeiert“ zu sehen. Gezeigt werden 250 Werke – Gemälde und Objekte – aus etlichen europäischen Sammlungen. Auch dort jede Menge alte Bekannte. Darunter Hans Hartung, der mit der in Bormes-les-Mimosas (Departement Var) lebenden Künstlerin Roberta Gonzales verheiratet war, 1989 in Antibes starb, wo heute eine Dauerausstellung an ihn erinnert (Musée Picasso). Auch frühe Arbeiten Picassos, der bis zu seinem Tod 1973 in Mougins an der Côte d’Azur lebte, fehlen nicht – wie „Flasche, Gitarre und Pfeife“ von 1912/13.
Ein besonderes Kapitel ist den von den Nazis für „entartet“ erklärten Malern gewidmet. Die Schau erzählt chronologisch die Geschichte der revolutionären Kunstrichtung und geht dabei insbesondere auf die besondere Beziehungen zwischen den Künstlern und dem Museum Folkwang ein.
Text & Repros: R.L.