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© privat (1), Georges Biard, CC BY-SA 3.0 (2), public domain (3)

Urlaubende Staatschefs – “Weinkrieg” unter Hollywood-Stars – lukrativer Nachlass großer Maler

“Streiflichter” – unter dieser Rubrik stellen wir wöchentlich wissenswerte Kurzinfo von der Côte d’Azur und aus der Provence zusammen. Viel Spaß beim Schmökern! Von Rolf Liffers.

Staatschefs zeitgleich an der Côte d’Azur

Macron
Auch in den Ferien viel in der Öffentlichkeit: Frankreichs Staatspräsident Macron (am Rednerpult) und seine Frau Brigitte (1. Reihe, Mitte links), hier bei einer öffentlichen Feierstunde im August vor dem Rathaus von Bormes-les-Mimosas. Foto: privat

Gegensätze ziehen sich an. So haben Deutschlands und Frankreichs Staatschefs mit ihren Damen unlängst zeitgleich an der Côte d’Azur Urlaub gemacht. Wirklich näher gekommen sind sie sich – wie verschiedenen politischen Fragen – dabei aber nicht.

Während Kanzler Olaf Scholz und seine Frau Britta Ernst ihren Aufenthalt zwischen Nizza und den Gorges du Verdon bis zum Ferienende wie ein Staatsgeheimnis hüteten, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben wollten, suchten Emmanuel und Brigitte Macron vom präsidialen Sommersitz in Bormes-les-Mimosas aus verschiedentlich die Öffentlichkeit, beim Bad in der Menge wie auch bei offiziellen Feierlichkeiten.

Brad Pitt soll Ressourcen des Château Miraval geplündert haben

Brangelina
„Brangelina“ – Angelina Jolie und Brad Pitt zu glücklicheren Zeiten (2009 in Cannes). Foto: Georges Biard, CC BY-SA 3.0

Der Hollywoodstar Brad Pitt sieht sich im Zusammenhang mit Château Miraval in Correns (Departement Var) erneut von einer Klage bedroht. Eine Investmentgesellschaft beschuldigt ihn, die finanziellen Ressourcen des Anwesens „geplündert“ zu haben, um sich an seiner Ex-Frau Angelina Jolie zu rächen.

Investissements Nouvel, einst im Besitz von Angelina Jolie, beschuldigt den Schauspieler, das Château „beraubt“ zu haben. Um seiner Ex-Frau zu schaden, soll Pitt wissentlich enorme Ausgaben für Arbeiten auf dem Anwesen getätigt haben. Die Anwälte, die von der Financial Times befragt wurden, bezeichneten ihn gar als „launisches Kind, das versucht, an das Geld zu kommen“.

Das ehemalige Hollywood-Star-Paar hatte sich 2011 mit einer französischen Winzerfamilie zusammengetan, um den Wein „Miraval Côtes de Provence“ zu produzieren. Das 2008 erworbene Weingut umfasst 500 Hektar, von denen 50 mit Weinreben bepflanzt sind. Das Paar hatte dort 2014 geheiratet, bevor es 2016 ein Scheidungsverfahren einleitete, das sich seither in langen gerichtlichen Auseinandersetzungen hinzieht.

„Pitt hat die Vermögenswerte des Unternehmens verschwendet und Millionen für Projekte aus Eitelkeit ausgegeben, darunter mehr als eine Million Dollar für die Renovierung von Pools, den viermaligen Bau und Umbau einer Treppe und Millionen Dollar für die Restaurierung eines Aufnahmestudios“, kritisiert Nouvel und fordert mindestens 350 Millionen Dollar Schadensersatz als Wiedergutmachung.

Der Kern des Streits geht auf den Februar 2022 zurück, als Angelina Jolie ihre Anteile an Schloss Miraval gegen den Willen von Brad Pitt verkaufte. Außerdem hatte sie die Investmentfirma Nouvel an die russische Stoli-Gruppe verkauft, anstatt das Übernahmeangebot ihres Ex-Mannes anzunehmen. Dieser beschuldigt sie, das Weingut ohne ihre Zustimmung verkauft zu haben.

Angelina Jolie behauptet ihrerseits, dass der Schauspieler versucht habe, sie zu erpressen, indem er sich weigerte, den Verkauf des Schlosses abzuschließen, solange noch ein anderer Rechtsfall anhängig war. Sie bezieht sich dabei auf die Klage wegen Gewalt gegen sie und ihre Kinder. Diese Vorfälle sollen sich laut der Schauspielerin im Oktober 2016 auf einem Flug in einem Privatjet von Kalifornien nach Frankreich ereignet haben.

Pitt hat diese Vorwürfe über seine Anwälte stets zurückgewiesen. Das ehemalige Star-Paar ist seit 2019 geschieden und streitet sich seitdem um das Sorgerecht für seine beiden jüngsten Kinder.

Gute Werbung für die Villa Rivoli in Nizza

Barbara Kimmig
Die deutsche Hotel-Chefin Barbara Kimmig in einem Beitrag, der dieser Tage auf 3sat lief. Foto: Auszug aus dem Film/3sat

Sicher werbewirksam für ihr Haus, die „Villa Rivoli“ in Nizza, war Anfang dieser Woche auch der Auftritt von Barbara Kimmig bei der Wiederholung einer Reportage des trinationalen Fernsehsenders 3Sat (bis 21. September 2023 in der Mediathek verfügbar). Ihr romantisches Hotel liegt nur 200 Meter von Negresco und Promenade des Anglais entfernt und zieht insbesondere Urlauber an, die in den Ferien Stille und zentrale Lage miteinander verbinden wollen.

Olympia 2024: Schämt sich Frankreich seiner Obdachlosen?

In Paris sollen Obdachlose offenbar kurz vor den Olympischen Spielen 2024 in die Provinz evakuiert werden. Das berichtet befremdet die deutsche Obdachlosenzeitung „Bodo“, und auch die Stiftung „Abbé Pierre“ findet den Vorgang „erstaunlich“.

Aus verschiedenen Quellen verlautet, dass die Pariser Regierung die Präfekten angewiesen habe, “temporäre Aufnahmezentren” zu schaffen, von wo aus die Wohnungslosen für drei Wochen in regionale Unterkünfte verlegt werden sollen.

Ein Großteil der olympischen Segel-Wettbewerbe wird vom 26. Juli bis zum 11. August in der renovierten Roucas-Blanc-Marina in Marseille stattfinden.

Picassos bringen immer noch Millionen ein

Pablo Picasso im Jahr 1962. Foto: Argentina. Revista Vea y Lea, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Auch 50 Jahre nach seinem Tod spielen Gemälde des einst an der Côte d’Azur lebenden Malers Pablo Picasso noch Unsummen ein. Das Bild „Buste de femme“ von 1971, das die zweite Ehefrau des spanischen Künstlers Jacqueline Roque darstellt, ist in Köln für 3,4 Millionen Euro versteigert worden. Nach Angaben einer Sprecherin des Auktionshauses Van Ham habe ein Schweizer Telefonanbieter gegen diesen unerwartet hohen Betrag den Zuschlag erhalten.

Jacqueline Roque war nach ihrem Tod 1986 neben Picasso im Park des Schlosses Vauvenargues bei Aix-en-Provence beigesetzt worden.

Stadt Hagen erwirbt Renoirs Gemälde „Blick von Haut-Cagnes aufs Meer“

Renoir-Werk
Bleibt nach seiner Restitution in Hagen: Pierre-Auguste Renoirs "Blick von Haut-Cagnes aufs Meer". Foto: Pierre-Auguste Renoir, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Stadt Hagen hat für das Osthaus Museum in Hagen das um 1910 entstandene Gemälde „Blick von Haut-Cagnes aufs Meer“ des französischen Impressionisten Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) erworben.

Das Werk war während der NS-Zeit dem damaligen Besitzer, dem jüdischen Bankier Jakob Goldschmidt, unrechtmäßig entzogen worden. Die Stadt Hagen restituierte das Gemälde nun an die Erben Goldschmidts und erwarb es sofort zurück. Die Kulturstiftung der Länder förderte den Ankauf mit 70.000 Euro.

Der Renoir wird schon seit 1989 im Osthaus Museum gezeigt. Seit 2007 liegt dem Museum ein Restitutionsanspruch des Erben nach dem Berliner Bankier und Kunstsammler Jakob Goldschmidt (1882-1955) vor. Die Cȏte-d’Azur-Landschaft wird weiterhin in der ständigen Ausstellung zu sehen sein.

Karl Ernst Osthaus (1874-1921) hatte 1902 das Folkwang-Museum in Hagen (seit 1922 in Essen) gegründet. Bei seiner Gründung galt es als das weltweit erste Museum mit einer Sammlung zeitgenössischer Kunst. Darunter auch Werke Renoirs, für die sich Osthaus stets besonders interessiert hatte.

Das nur 29,5 mal 47 Zentimeter kleine Gemälde (Öl auf Leinwand) dokumentiert die weiche Malweise, die nach 1900 typisch für Renoirs Schaffen geworden war.

Bis 1919 hatte sich das Bild im Atelier des Künstlers in Cagnes befunden, wo der aus Limoges stammende Maler lebte und starb. Nach dem Tod des Künstlers gelangte es über die Kunsthandlung Bernheim-Jeune in Paris und (vermutlich) die Galerie Mathiesen in Berlin um 1928/29 in die Sammlung Jakob Goldschmidt, Berlin-Neubabelsberg. Goldschmidt war einer der bedeutendsten Bankiers der Weimarer Republik. Aufgrund seines jüdischen Glaubens und seiner Position war er der Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime ausgesetzt. 1933 floh er aus Deutschland und emigrierte 1936 über die Schweiz in die USA. Die deutsche Staatsangehörigkeit wurde ihm 1940 entzogen. 1941 wurde Goldschmidts gesamtes Vermögen zugunsten des Deutschen Reiches entschädigungslos eingezogen, darunter auch das Renoir-Gemälde. Nach Kriegsende bemühte er sich um die Restitution seiner enteigneten Kunstsammlung.

1941 wurde der „Blick von Haut-Cagnes aufs Meer“ versteigert. In den Folgejahren wechselte es den Besitzer, befand sich unter anderem in Templin, am Bodensee, in Zürich und Köln. 1958/59 erwarb Fritz Berg das Werk, wodurch es Teil der Privatsammlung des rheinischen Ehepaars Berg wurde. Seit der Stiftung der Sammlung Berg 1989 gehörte Renoirs Werk zur Dauerausstellung des Osthaus Museum. Die Privatsammlung Berg ermöglichte es dem Museum in Hagen, die 1922 von den Osthaus-Erben nach Essen verkaufte Sammlung mit vergleichbaren Werken wieder aufzubauen. Renoirs „Blick von Haut-Cagnes aufs Meer“ erinnert deutlich an das Sammlungsprofil von Karl Ernst Osthaus, der den Franzosen in Cagnes auch persönlich besucht hatte.

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