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Gustave Eiffel im Jahr 1888. Foto: Nadar, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Post vom Enkel des Herrn Eiffel

Nicht jedem unserer Leser scheint sich nach Lektüre unseres Artikels über die deutschstämmigen Schöpfer von Eiffelturm und Freiheitsstatue erschlossen zu haben, wieso sich die Eifeler Familie Bönickhausen nach ihrer Emigration nach Frankreich plötzlich „Bönickhausen dit Eiffel“ nannte und warum das mit Doppel-F. Auch in der Heimat Marmagen gab es immer wieder Irritationen. Viele hielten das für einen Schreibfehler.

Keiner vermag die Zusammenhänge besser zu erklären als Altbürgermeister Felix Bretz. Der 86-jährige Heimathistoriker erinnert sich noch wie gestern an einen Brief, den er vor 50 Jahren aus Frankreich erhielt. Absender war Ingenieur Jacques Paul aus dem südfranzösischen Bordeaux. Bretz traute seinen Augen nicht, als er las: „Gustave Eiffel, Erbauer des gleichnamigen Pariser Wahrzeichens, stammt väterlicherseits aus Marmagen in der Eifel. Direkt von der Familie Leo Heinrich Bönickhausen, der als Lehrer und Sakristan in Marmagen tätig war.“ Beigefügt war ein auf Schreibmaschine getippter Familienstammbaum.

Paul, Enkel Gustave Eiffels, hatte Ahnenforschung betrieben. Und dabei war er unvermutet auf die Vorfahren seines 1923 gestorbenen Großvaters gestoßen. In Marmagen in der Eifel. Wenn es denn stimmte. Vor Ort wollte man das genauer wissen, und tatsächlich fand sich Pauls Behauptung im Archiv der Pfarrkirche St. Laurentius.

Wie Bretz präzisiert, war Leo Heinrich Bönickhausen von 1680 bis 1695 mit dem Doppel-Job in Marmagen beschäftigt gewesen. Und er hatte einen Sohn, Heinrich Johann, 1680 geboren, der um 1710 nach Frankreich auswanderte. Dort französisierte er nach Angaben französischer Namensforscher seinen Vornamen im Familienstammbuch in Jean-René.

Und er fügte seinem Familiennamen Bönickhausen – wahrscheinlich weil für Franzosen schwer auszusprechen – der Einfachheit halber ein „dit. Eiffel“, ein „genannt Eiffel“, oder „der sich Eiffel nennt“, hinzu. Das Doppel-F war damals die gebräuchliche Schreibweise für die Region. Jean-René „Eiffel“ war Förster in den königlichen Wäldern bei Dijon. Er starb 1734.

Sein Ur-Ur-Enkel war also kein anderer als Gustave Alexandre Eiffel. In dessen Geburtsurkunde von 1832 ist zwar noch die eingeführte Doppelbezeichnung „Bönickhausen dit. Eiffel“ verzeichnet, doch 1888, im Jahr der Fertigstellung des 324 Meter hohen Eiffelturms, verfügte Gustave gerichtlich, dass er nur noch Eiffel heißen wolle. Obwohl: Ein „Tour de Bönickhausen“ wäre ihm sicher lieber gewesen, schmunzelt Bretz.

Der Stadtrat von Marmagen mit seinen 1700 Einwohnern wurde unter „Mitteilungen und Anfragen“ nur einsilbig über die historische Erkenntnis unterrichtet. 1968 wurde der Dorfplatz in Eiffelplatz umgetauft.

Erst 1985 wurde dann am Platz auch eine bronzene Gedenkplatte aufgestellt. Und dabei blieb es. Laut Bretz hat es 2008 zwar Überlegungen gegeben, einen 14 Meter hohen Nachbau des Eiffelturms aus Holz auf dem Platz zu errichten. Doch die Mehrheit im Gemeinderat sei dagegen gewesen. So sei jeglicher Eiffel-Tourismus unterblieben.

Zwar haben es in den vergangenen Jahren mehrfach Besuch von Eiffel-Nachfahren gegeben, die sich für die familiären Wurzeln ihres berühmten Vorfahren interessierten. Freundschaftliche Beziehungen zwischen Marmagen und der Familie bestünden bis heute. „Doch das war es dann auch.“

R.L.

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