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Catherine Deneuve – Jean-Claude Brialy – Volker Schlöndorff

“Streiflichter” – unter dieser Rubrik stellen wir wöchentlich wissenswerte Kurzinfo von der Côte d’Azur und aus der Provence zusammen. Diesmal dreht sich alles ums Kino – inklusive Terminen zum Vormerken! Von Rolf Liffers.

Catherine Deneuve ist 80 - in Nizza war sie verliebt in Truffaut

Catherine Deneuve
Catherine Deneuve im Jahr 2017. Archivfoto: Martin Kraft, MJK34599 Catherine Deneuve (Sage Femme, Berlinale 2017), CC BY-SA 3.0

Das ganze Hexagon feierte vergangene Woche Catherine Deneuve („Belle de jour“/“Ekel“). Der deutsch-französische Fernsehsender arte hat die Pariser Filmdiva aus Anlass ihres 80. Geburtstags für eine Woche in den Mittelpunkt seines Abendprogramms gestellt. Die Streiflichter von azurblau.fr folgen heute dem Beispiel und erinnern an einige denkwürdige Auftritte der weltberühmten Schauspielerin speziell an der Côte d’Azur.

Der Reigen ihrer öffentlichen Auftritte in der Region begann für die 21-jährige Mutter ihres 1963 geborenen Sohnes von Roger Vadim im Jahr darauf mit der ersten Teilnahme bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Am Arm ihres Filmpartners Nino Castelnuovo erklimmt sie erstmals die mythischen Stufen mit dem prominenten roten Teppich. Vorgestellt wird Jacques Demys „Die Regenschirme von Cherbourg“ („Les Parapluies de Cherbourg“). Der dramatische Liebesfilm, der mit einer Goldenen Palme bedacht wird, schlägt ein wie eine Bombe und ist heute Kult. Die Deneuve verkörpert darin das junge Mädchen Geneviève, das sich Hals über Kopf in einen Mechaniker verliebt, der sie in der Schwangerschaft sitzen lässt, um in den Algerienkrieg zu ziehen.

In „La Chamade“ („Herzklopfen“) – einer Adaption des gleichnamigen Romanerfolgs von Françoise Sagan, der in Saint-Tropez verfilmt wird – zeigt sich die Deuneve 1968 erneut als attraktive junge Frau, diesmal Lucile, die sich nach Liebe sehnt und mit ihrem Liebhaber in dessen luxuriöser Villa am Meer am Ziel ihrer Wünsche zu sein glaubt.

Im selben Jahr übernimmt sie in Nizza als Heiratsschwindlerin an der Seite von Jean-Paul Belmondo die Hauptrolle in François Truffauts neuem Film „Die Meerjungfrau vom Mississippi“ („La Sirène du Mississippi“). Während der Szenen in den Gärten des Nizzarder Musée Masséna und in einem Hotel an der Place Jacques Audiberti in Antibes muss es dann zwischen ihr und Truffaut gefunkt haben. Zwei Jahre vergingen, bis die bis dahin geheim gehaltene Affäre publik wurde. Und dann war es auch schon wieder vorbei: Catherine wollte von ihm ein Kind, Truffaut, dessen Leben schon mit zwei Töchtern gesegnet war, weigerte sich. Es kam zu heftigem Streit und danach zur Trennung. Erst 1980 arbeiteten die beiden wieder zusammen – bei den Drehs für „Die letzte Metro“ mit dem Deutschen Heinz Bennent.

1973 – kurz zuvor war ihre Tochter Chiara aus der Beziehung mit Marcello Mastroianni geboren – kam es in Cannes zum Eklat: Nach der Vorführung von Marco Ferreris „Das große Fressen“ („La Grande Bouffe“) bei der 26. Ausgabe der Filmfestspiele von Cannes – werden die Macher des Films ausgebuht und ausgepfiffen. Catherine Deneuve wird den Skandal ihr Lebtag nicht vergessen, wie sie sagt. Der Beliebtheit der Künstlerin tut das jedoch keinen Abbruch.

1994 war sie jedenfalls neben Clint Eastwood Vizepräsidentin der Jury von Cannes. Geehrt erklärte sie: „Für jemanden, der Filme wie ich mag, ist es sehr spannend, sogar anregend, so viel ins Kino zu gehen.“

Bei der 61. Ausgabe der Filmfestspiele 2008 erhielt sie aus den Händen von Jury-Präsident Sean Penn, den sie erst 2021 in Cannes wieder sah, den Sonderpreis des Festivals.

Im Mai 2013 kurvte Catherine Deneuve mehrere Wochen lang zwischen Nizza, Menton, Grasse, Cannes, Antibes und Vence herum. Dort entsteht André Téchinés „L’homme qu’on aimait trop“, der 2014 in Cannes Premiere feiert. „Der Mann, den wir zu sehr liebten“ war der achte Film, den sie mit Téchiné drehte.

Im Mai 2023 hat die vielfältig sozial engagierte Deneuve mit ihrer Tochter Chiara die 76. Festspiele von Cannes eröffnet. Seit Oktober ist die Jubilarin, die in 140 Produktionen mitwirkte, als ikonische Première Dame „Bernadette“ (Chirac) in den Kinos. Die Komödie kann über einen Mangel an Vorschusslorbeeren nicht klagen.

Von Romy Schneider bis Claudia Cardinale: Brialys Schloss für Besucher wieder geschlossen

Leider nur ein kurzes Vergnügen: Kaum hatte die Stadt Meaux Jean-Claude Brialys hübsches Schloss Monthyon für Führungen geöffnet, musste damit wieder Schluss sein. Der Besucherandrang auf dem Adelssitz aus dem 18. Jahrhundert, in dem die Crème des französischen Kinos von Romy Schneider bis zu Isabel Adjani ein- und ausgegangen war, war angeblich nicht zu bewältigen. Daher hieß es schon nach einem Monat einfach „complet“ – ob für immer, ist noch offen. Fotos (2): Rolf Liffers

Ich seh ihn noch heute vor mir – Jean-Claude Brialy, einen der führenden Darsteller der cineastischen Nouvelle Vague, wie er um 2005 auf den Brettern des Theaters „Liberté“ in Toulon etwa anderthalb Stunden stehend aus seinen soeben erschienenen Memoiren „las“ – ohne das dicke Buch auch nur ein einziges Mal in die Hand zu nehmen, ohne einen einzigen Versprecher. Wenig später – im Mai 2007 – ist der große Mime dann 74-jährig auf seinem Schloss in Monthyon (Département Seine-et-Marne) gestorben.

An Popularität hat der Offizierssohn, der in Straßburg Abitur machte, bis heute nicht verloren. Auf Wunsch seines Vaters sollte auch er Soldat werden, nahm im Elsass aber heimlich Schauspielunterricht. Während seines Militärdienstes in Deutschland kam er in Kontakt mit dem Fernsehen in Baden-Baden und Stuttgart und stand bald im Rahmen der französischen Truppenbetreuung erstmals auf der Bühne.

1957 war er mit Jean Marais im Kino („Un amour de poche“) zu sehen. Chabrol machte ihn zum Protagonisten seiner Filme. Für François Truffaut, mit dem Brialy eng befreundet war, spielte er u.a. in „Sie küssten und sie schlugen ihn“ und „Die Braut trug schwarz“. Als Regisseur arbeitete Brialy gern mit Romy Schneider („Sommerliebelei“) zusammen, an deren Seite er schon 1958 in „Christine“ aufgetreten war.

Nun war die Freude bei seinen Bewunderern groß, als das inzwischen der Stadt Meaux gehörende Schloss in Monthyon ab Mitte September für Führungen geöffnet wurde. Doch das Vergnügen währte nur kurz: Kaum hatte die Werbung begonnen, war wieder Schuss. Denn die Nachfrage von Interessenten war derart überwältigend, dass sich Meaux als „Opfer des eigenen Erfolgs“ erkannte und alle weiteren Veranstaltungen auf absehbare Zeit abblies.

Brialy hatte das 60 Kilometer von Paris entfernte Schloss als 26-Jähriger, nach einem Unfall bei Dreharbeiten, erworben. Viele hatten den jungen Schauspieler vor dem damit verbundenen finanziellen Abenteuer gewarnt. Doch Chabrol, Truffaut und Godard unterstützten seine Absichten. Nach der Renovierung wurde Monthyon zum Treffpunkt der Crème des französischen Kinos.

Neben den erwähnten Regisseuren waren dort auch Romy Schneider, Claudia Cardinale und Isabelle Adjani zu Gast, um nur einige zu nennen. Im Salon Barbara steht bis heute noch das Klavier der Sängerin, das sie dort vor Jahren untergestellt hatte.

Nach über 50 Jahren: Schlöndorff wieder in Hyéres

Volker Schlöndorff
Volker Schlöndorff im Jahr 2011. Archivfoto: © JCS / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 / GFDL, Frankfurter Buchmesse 2011 – Volker Schlöndorff 2, CC BY 3.0

Volker Schlöndorff, Jim Jarmusch, Ken Loach und weitere bekannte Regisseure werden zwischen November und April 2024 wieder persönlich in Hyères-les-Palmiers (Var) erwartet. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Junges Kino“ will der Verein “Ciné-feel” an die Goldenen Zeiten des Hyèrischen „Festival du jeune cinéma“ erinnern, das zwischen 1965 und 1983 oft richtungsweisend gewirkt hat. Damals hatten die Nachwuchs-Cineasten, die jetzt erneut in die Palmenstadt kommen werden, ihre ersten Werke vorgestellt, durch die sie ihre Weltkarrieren mitbegründeten. Unter ihnen auch Jean-Jacques Annaud, Paul Vecchiati und Théo Angelopoulos.

Noch heute rühmen sich die damaligen Veranstalter, das Potential unbekannter Regie-Talente als erste entdeckt und durch deren Einladung maßgeblich gefördert zu haben.

Von Schlöndorff hat Ciné-feel in Hyères „Baal“ von 1970 aufs Programm gesetzt, nach Angaben des Vereinssprechers Claude Martino Schlöndorffs erst zweiten Spielfilm überhaupt. In Gegenwart des deutschen Filmemachers soll der Streifen am Freitag, 19. Januar, um 19.30 Uhr in den Cinémas Olbia wiederentdeckt und neu bewertet werden.

Schlöndorffs „Baal“ ist eine Fernsehverfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Bertolt Brecht. Der Film wurde 1969 gedreht und erstmals am 7. Januar 1970 im Hessischen Fernsehen gesendet sowie noch einmal am 21. April 1970 im Ersten. Am 20. März 2014 wurde der Film auf DVD und Blu-Ray verbreitet.

In Baal wirken zahlreiche Künstler mit, die seinerzeit kurz vor dem Durchbruch standen: Neben dem für Drehbuch und Regie verantwortlichen Schlöndorff selbst sind dies insbesondere der Kameramann Dietrich Lohmann, der Filmmusik-Komponist Klaus Doldinger und in den Hauptrollen Rainer Werner Fassbinder und Margarethe von Trotta sowie in weiteren Rollen Hanna Schygulla, Günther Kaufmann, Irm Hermann und Walter Sedlmayr.

Im Zentrum der Handlung steht ein begabter junger Dichter, der nicht nur mit seiner Kunst, sondern auch mit seiner Lebensweise die Normen und Regeln der bürgerlichen Gesellschaft missachtet. Brecht: „Nicht die Verherrlichung nackter Ichsucht und schrankenloser Lebensgier eines asozialen Dichters ist aber das Thema des Stücks, sondern die Reaktion eines ungebrochenen Ich auf die Zumutungen und Entmutigungen einer Welt, die selber asozial ist.“

Helene Weigel, Frau des 1956 gestorbenen Brecht, sah den Film anlässlich seiner bundesweiten Erstausstrahlung im Fernsehen. Sie war mit ihm höchst unzufrieden. Sie und weitere Erben Bertolt Brechts untersagten deshalb mehr als 40 Jahre lang jede weitere Vorführung oder Ausstrahlung der Verfilmung

„Von den sechs Regisseuren haben vier Goldene Palmen, zwei Oscars und drei Sonderpreise gewonnen“, freut sich Martino, der erklärt, dass die Auswahl auch deshalb nicht einfach war, weil die Filme ausstrahlungsfähig und digitalisiert sowie mit französischen Untertiteln versehen sein müssen.

Was das Programm angeht: In Ermangelung von “Reconstitution” von Angelopoulos, der in Hyères ausgezeichnet wurde, ist “Le regard d’Ulysse“ geplant (16. Februar). Im Januar wird Baal, „der zweite Spielfilm von Volker Schlöndorff“, und im März “Permanent Vacation”, Jarmuschs erster Film, gezeigt.

Die Filme werden jeweils freitags um 19.30 Uhr in den Olbia-Kinos laufen. Anschließend findet ein Austausch zwischen dem Publikum und den Mitgliedern von Ciné-feel sowie einigen Regisseuren statt, die erwartet werden, darunter Volker Schlöndorff und Ken Loach. Die Veranstalter warten teilweise noch auf Bestätigung der Ehrengäste, daher können sich die Termine der Vorführungen noch ändern.

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