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Klassik-Segelyacht vor Saint-Tropez mit seinem berühmten rot-gelben Kirchturm © Gerhard Standop

„Voiles de Saint-Tropez“: Saisonabschluss der Segler

Hightech trifft Tradition: In Saint-Tropez kommen vom 24. September bis zum 8. Oktober Hunderte von modernen und historischen Segelyachten zum Saisonausklang der Superlative zusammen. Was 1981 aus einer Bierlaune zweier Segelbegeisterter heraus ins Leben gerufen wurde, hat sich unter dem Namen Les Voiles de Saint-Tropez zu einer der wichtigsten Segel­regat­ten weltweit ent­wickelt und findet dieses Jahr zum 33. Mal statt. Den besonderen Reiz machen nicht nur der berühmte Veranstaltungsort, das Wet­ter, die Stimmung und die große Zahl der Yachten aus, sondern auch die einzigartige Mischung von modernen Hightechyachten und über hundert Jahre alten Bootslegenden.

Buntes Treiben im Hafen von Saint-Tropez
Buntes Treiben im Hafen von Saint-Tropez während der Voiles. © G. Standop

Vor einigen Jahren wurde die früher nur eine Woche stattfindende Regatta aus Platz- und Sicherheitsgründen auf zwei Wochen ausgedehnt: In der ersten Woche segeln die historischen Boote aller Größen sowie die modernen Yachten bis etwa 18 Meter Länge, die zweite Woche ist den modernen Booten über 18 Meter und den Maxiyachten vorbehalten.

So trifft man draußen in der Bucht Maxiyachten wie die über 35 Meter lange Wally 115 „Jasi“, die bei vielen internationalen Wettfahrten erfolgreiche „Rambler“ oder den Nachbau des berühmten Schoners „Elena“ von 1910, der heute unter dem Namen „Elena of London“ weltweit unterwegs ist. Ältestes Teilnehmerboot dürfte nach der Starterliste mit etwa zwölf Metern Länge der Lotsenkutter „Madcap“ von 1874 sein.

Saint-Tropez ist besonders während der Voiles eine Reise wert

Für See- und Sehleute sind die Voiles ein fester Termin im Kalender. Wer nicht das Glück hat, auf einer Privatyacht die Regatten zu verfolgen, kann auf den zahlreichen Begleitbooten Fahrten unterschiedlicher Dauer buchen, und man ist bis auf Rufweite beim Wettfahrt-Geschehen dabei. Auch von Land aus hat man erstklassige Sicht. Die Yachten aller Klassen starten direkt vor der Hafenmole, und am späten Nachmittag ist an gleicher Stelle die Ziellinie.

Im Seglerdorf neben der Capitainerie treffen sich Crew-Mitglieder und Zuschauer, es gibt mari­time Produkte zu kaufen, man informiert sich über den aktuellen Stand der Wettfahrten oder schaut bei einem Glas Wein dem bunten Treiben zu. Das Anlegen der Boote am Abend ist immer wieder ein sehenswertes Spektakel, aber man muss ein wenig aufpassen, nicht von einer Festmacherleine getroffen zu werden, die in lockerem Schwung an Land geworfen werden.

Details der Klassikyachten bei den Voiles. Alle Fotos © Gerhard Standop

Hören Sie eine Geige oder einen Dudelsack – keine Angst, Sie haben sich nicht ins Konzert verlaufen. Musiker auf den Booten spielen zum An- und Ablegen auf; erstaunlich, wie weit die Instrumente übers Wasser tragen. Neuester Trend sind Kanonenböller, mit denen sich etliche Crews beim Aus- oder nachmittäglichen Einlaufen in den Hafen begrüßen – und die Passanten erschrecken.

Belohnt werden in jedem Fall Frühaufsteher: Sie können das morgendliche Treiben an den Anlegern, das Vorbereiten der Boote oder das Laden von Getränken und Lunchpaketen für die Regatta verfolgen, überlagert vom Duft von Kaffee und frischen Croissants.

Am Mittwoch, 28. September, gibt es um 18 Uhr an Land das berühmte Boule-Turnier der Crews. Tags drauf werden auf dem Wasser ein paar Spezialregatten ausgetragen – wie etwa das Rennen der über einhundert Jahre alten Boote („Régate des Centenaires“) oder etliche Boot-gegen-Boot-Rennen, bei denen sich die Skipper abends zuvor zu einem kleinen „Privat-Duell“ verabredet haben. Dieser „Tag der Herausforderung“ erinnert an die beiden Gründer der Voiles, die sich vor Jahrzehnten zur Privatwettfahrt in Richtung Strandbar „Club 55“ verabredet hatten.

Das An- und Ablegen der Yachten aus nächster Nähe beobachten, eine Partie Boule auf der Place des Lices spielen oder durch die Gassen von Saint-Tropez bummeln: Wer die Regattawochen erlebt hat, wird wiederkommen. Ganz bestimmt.

Gerhard Standop

Weitere Reportagen unter www.standop.net/voiles

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