Nach den verheerenden Erdbeben im Südosten der Türkei bereiten sich auch Einsatzkommandos aus dem Departement Var auf einen kurzfristigen Hilfseinsatz im türkisch-syrischen Grenzgebiet vor. Das berichtet die Lokalpresse in Toulon. Aus der ganzen Türkei eilen Helfer herbei. Die EU hat mehr als 1200 Rettungskräfte geschickt.
Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat unterdessen den Notstand für zehn Städte ausgerufen. Mindestens 7000 Menschen sind nach jüngsten Angaben in der Türkei und in Syrien gestorben. Über 23.500 wurden verletzt. Tausende Gebäude stürzten ein.
Die Suche nach Überlebenden ist ein Wettlauf gegen die Zeit, hieß es auch gestern Abend in einem „Brennpunkt“ nach der Tagesschau. Unklar ist die Lage im benachbarten Syrien, wo sich in der Erdbebenregion Zigtausende Binnenflüchtlinge aufhalten.
Welche kaum fassbaren Schicksale hinter den Zahlen stecken, zeigen Aufnahmen aus der Stadt Hatay: Menschen liegen unter Trümmern eines Hauses. Man hört sie um Hilfe schreien, aber es gibt keine Rettungskräfte, kein schweres Gerät, um sie herauszuholen. Ein Mann weint vor Hilflosigkeit. Ähnlich im syrischen Dschindires. Ein Kinderarm ragt aus dem Schutt, verzweifelt versuchen Helfer, das Opfer zu befreien.
Hüseyin Alan leitet die Kammer der Ingenieur-Geologen in der Türkei. Nach seinen Worten haben Experten erst kürzlich vor Erdbeben in der nun betroffenen Region gewarnt. »Leider wurde unsere Arbeit offenbar von keiner Stelle auch nur zur Kenntnis genommen«, sagt er im Interview, »weder von der Präsidentschaft in Ankara noch von den Gouverneursämtern der Region, den jeweiligen Bürgermeistern oder den Parlamentsabgeordneten. Wir haben nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten.«
Solange Menschen unter den Trümmern liegen, ist nicht die Zeit, über politische Folgen der Katastrophe zu debattieren. Doch man kann davon ausgehen, dass es bei den bislang für Mai geplanten Wahlen auch darum gehen wird, wie die Türkinnen und Türken Erdoğans Krisenmanagement bewerten.
R. Liffers