Scheinbar klassisches Rollenspiel: Hollywoodstar George Clooney feiert seit Wochen Triumphe am Broadway. Seine Frau, die renommierte libanesisch-britische Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, hütet derweil zu Hause in der Provence die gemeinsamen, 2017 geborenen Kinder Ella und Alexander. Und während die beiden in der Schule sind, macht sie Homeoffice. Sie hat sich nicht mal die Zeit genommen, zur Theater-Premiere ihres Mannes nach New York zu fliegen. In Hollywood zerreißt man sich bereits die Mäuler… Von Rolf Liffers
Die Lokalredaktionen im Departement Var indessen, die naturgemäß „näher dran“ sind, beteiligen sich nicht an den teilweise abenteuerlichen Spekulationen der internationalen Klatschpresse. Sie wissen schon seit Monaten, dass zwischen den Eheleuten von Anfang an vereinbart war, dass Amal bis zum Ende der Spielsaison die Kinder betreut und dafür sorgt, dass sie pünktlich und vor allem unbeschadet zum Unterricht kommen.
Denn laut Clooney sieht sich seine Familie immer wieder „ernsten Bedrohungen“ ausgesetzt. „Teilweise haben wir es mit echt niederträchtigen Menschen zu tun“, bedauert er. „Daher lehnen wir es auch kategorisch ab, die Kinder von irgendwem fotografieren zu lassen. Nicht dass sich Bilder von ihnen anschließend im Internet wiederfinden.” Es sei „jedenfalls echt ein Schlauch, unsere Privatheit zu schützen“.
Selbst Amal stehe fortgesetzt „im Fokus von Leuten, die ihr Böses wollen“, schildert der besorgte husband. Auch um ihretwillen beschränke sich seine Familie daher auf nur wenige öffentliche Auftritte, wenngleich ihre Aufenthalte in ihrer zweiten, südfranzösischen Heimat immer häufiger würden, wie „Paris Match“ beobachtet haben will. Selbst Anrainer kriegen ihre weltbekannten Nachbarn nur selten zu Gesicht. Manchmal jedoch führen sie in einem Cabrio vorüber oder landeten per Hubschrauber auf ihrem Privatgrundstück „Le Canadel“ in Correns.





Nach dem Kauf der Domaine viticole „Le Canadel“ im Jahr 2021 haben die Clooneys die alten Gebäude zum Bewohnen runderneuert und kernsaniert, ohne in die Natur einzugreifen. Hergestellt werden aus ihren Trauben Weiß- und Roséweine mit dem vielversprechenden Namen Bio-”Coteaux Varois“. Auf die amerikanischen Eigentümer tragen die Flaschenetiketten keinen Hinweis. Archiv-Fotos: Rolf Liffers

Wer am Tor des etwas abgelegenen Anwesens klingelt, bekommt es sogleich mit einem Wachmann zu tun, der zwar über eine Sprechanlage antwortet, sich im übrigen aber dumm stellt und behauptet, nicht zu wissen, ob hier irgendwelche Clooneys wohnen. Und wenn doch, seien sie nicht zu sprechen und nur per E-Mail erreichbar. Die Adresse aber rückt er natürlich nicht heraus.
Nicht nur Ehefrau Amal und die Sprösslinge vermissen ihren väterlichen „Supervisor“ schmerzlich, der sie für gewöhnlich in einem Mini-Van zur Schule zu fahren pflegte und den sie nun vorübergehend nur noch per Facetime erleben können. Das ganze Dörfchen Correns, wo sie vor vier Jahren für gut sechs Millionen Euro ein wunderschönes Weingut erworben und sich inzwischen nach besten Kräften integriert haben. Noch nie war die Familie Clooney so lange voneinander getrennt wie im Augenblick. Es ist aber allen bewusst gewesen, dass der Schauspieler zwischen den 99 geplanten Bühnenauftritten nicht auch noch zwischen Amerika und der Côte d’Azur würde hin- und hertingeln können.
Zwillinge gehen in Südfrankreich zur Schule
Vor New York hielt sich die Familie stets dort auf, wo die Eltern arbeiteten. Das war, bevor die Zwillinge in Frankreich eingeschult wurden. Früher nutzte George stets ein ambulantes Heimstudio, in dem er seine Filme schneiden und produzieren konnte, ohne seine jeweilige temporäre Behausung verlassen zu müssen. Analoges galt für Amal, wenn die für Weltgerechtigkeit hochengagierte Frau für länger in ihre Londoner Kanzlei, wo sie unter anderem Wikileaks-Gründer Julian Assange vertrat, oder bei den Vereinten Nationen in New York zu tun hatte. Inzwischen hat sich die Aktivistin auch als Stilikone Respekt verschafft. In Correns steht ihr zur Zeit an vier Tagen die Woche eine Nanny zur Seite. Den restlichen Haushalt aber schmeißt sie selbst.
Mit Frau und Kindern freut sich auch das winzige Correns ungeduldig auf Georges Rückkehr im kommenden Juni. Denn der hat sich dort wie im ganzen Departement Var nicht nur als nahbar und freundlich, sondern bei individuellen oder kommunalen Engpässen auch als ebenso zuverlässiger wie großzügiger Gönner erwiesen. So bei einer Überschwemmung im Dorf durch eine erkleckliche Geldspende für Geschädigte wie bei der Finanzierung eines städtischen Bauernhofs, auf dem biologisches Obst und Gemüse, also ausschließlich gesundes Essen für Schulspeisung und Stadtkantine, angebaut wird. „Und wir haben noch weitere gemeinsame Projekte in der Pipeline“, orakelt hocherfreut Bürgermeister Didier Bremont. Details möchte er jedoch noch nicht preisgeben.

Auch im Weichbild des einstigen Provinzhauptstädtchens Brignoles, wo George noch Anfang des Jahres bei einem Kinobesuch massiv Stellung gegen Trump bezogen hatte, werden die Clooneys sehr vermisst. Am meisten wahrscheinlich im malerischen Cotignac und dort zum Beispiel in ihrer Lieblingsbäckerei „Lou Gourmandises“ (13, Place de la Mairie). Die vielbeschäftigte Ganaële hinter der Ladentheke hatte den Star bei seinem ersten Einkauf zunächst gar nicht erkannt, wie sie sagt, sondern nur Augen für seinen kuscheligen Baby-Bernhardiner gehabt.
Ebenfalls in Cotignac: Im oberfeinen „Jardin secret“ an der Rue de l’Araignée plaudert Küchenchef Benoit Witz, ehedem Mitarbeiter von Paul Bocuse in Paris und Alain Ducasse in Monaco und nach eigener Einschätzung Meister von „plats soigneusement orchestrés“, aus, es werde sehr viel über Film geredet. Und man hoffe, die erlauchten Gäste als Paten eines der nächsten Kinofestivals „Les toiles du sud“ in der Provence verte gewinnen zu können.
Im eher unauffälligen Lokal „Chez Picotte“ an der Rue Saint-Jean 8 fühlen sich die unprätentiösen Amerikaner ebenfalls sehr wohl, obwohl hier eher einfach („bistronomique„) gegessen wird nach Rezepten von Küchenchef Samuele Poggi, der sich auf regionale Gerichte spezialisiert hat und darüber freut, dass die Clooneys stets auch „echtes Interesse an dem zeigen, was ihnen von Einheimischen so alles erzählt wird“.
Und dann ist da auch noch das Gourmetrestaurant „Chez Bruno“ in Lorgues, dessen Chef und Trüffelspezialist sich bereits stolz mit dem Nespresso-Ambassadeur auf Instagram präsentieren durfte. Und natürlich in der superschicken „Hostellerie de l’Abbaye de la Celle“, direkt neben dem historischen Kloster des gleichnamigen Ortes, wo Sternekoch Nicolas Pierantoni auf der Terrasse stets sein Bestes gibt und der Patron des Hauses, Julien Freulon, nicht aufhören kann zu betonen, was für offene und charmante Menschen die Clooneys doch seien. „Es ist stets eine Freude, sie bei uns zu haben“, zumal sich durch ihre Besuche leichter verschmerzen lasse, dass Angelina Jolie und Clooney-Freund Brad Pitt seit ihrer Scheidung nicht mehr bei ihm einkehren.
Zur Erinnerung: Die Clooneys hatten „Le Canadel“ 2021 erworben, das nur wenige Kilometer von den Domaines ihrer Freunde, dem Star Wars- und Sky Walker-Erfinder George Lucas (Châteauvert) und dem mehrfachen oscardekorierten Brad Pitt (Château Miraval in Correns) entfernt liegt. Dort erzeugen die Drei jeweils ihre eigenen Weine. Für den Bio-„Coteaux Varois“ von Clooney wird durchaus kräftig geworben, zum Beispiel mit einem monströsen Transparent an der Fassade der Genossenschaft in Correns mit der Einladung „Kommen Sie und entdecken Sie unsere neue Cuvée Saint Georges„. Der Name Clooney bleibt dabei jedoch gänzlich unerwähnt. Nicht jedoch der Preis je Flasche Rosé oder Weiß, wie man an der Kasse erfährt. 13 Euro zur Einführung seien okay, wie der Chef der Genossenschaft, Julien Delmonchaux, findet, zumal unter der Ägide der erfahrenen Önologin Laurence Berlemont. Überdies betreibe der Ocean-Eleven/Twelve-Star das Ganze sowieso „just for fun“.
Ist das nun die Retourkutsche auf die Schlagzeilen von Yellow-Press oder reiner Zufall, dass der ehedem „sexiest man alive“ in dieser Woche öffentlich erklärte, dass er sich mit Amal „noch nie gestritten“ habe. „Und wenn wir uns auch noch so viel Mühe geben“, schilderte er in der US-Sendung CBS Mornings, „wir haben in unserer inzwischen elfjährigen Ehe noch keinen Anlass für Zwistigkeiten gefunden“. Er sei „echt glücklich, mit ihr offenbar das große Los gezogen zu haben“. Überdies sei es „einfach toll, mit einer Frau verheiratet zu sein, die einem intellektuell überlegen“ sei.

Am Broadway purzeln Rekorde
Im New Yorker Winter Garden Theatre purzeln derweil die Rekorde wie Dominosteine. Kaum hatte zuletzt eine Neuinszenierung von Shakespeares „Othello“ einen neuen Sprechstück-Einspielrekord aufgestellt (binnen einer Woche 2,8 Millionen Dollar für acht Vorschau-Aufführungen mit den Hollywoodstars Denzel Washington und Jake Gyllenhaal), da sind diese Zahlen schon wieder überholt: Clooneys Weltkriegs-Historiendrama „Good Night, and Good Luck“ wird 3,3 Millionen Dollar in die Theaterkassen spülen, was bei einem Fassungsvermögen von 1545 Sitzen einem durchschnittlichen Ticketpreis von über 300 Dollar entspricht. Die teuersten Plätze kosten gar mehr als 800 Dollar. Übrigens hatte der Wahlprovenzale in dem Stück schon früher einmal mitgewirkt – in einer oscarnominierten Filmfassung von 2005, bei der er selbst zwar nur eine Nebenrolle spielte, aber Regie führte.
Das Theaterstück, mit dem Clooney am Broadway auf der Bühne steht, handelt von der antikommunistischen McCarthy-Ära der Fünfzigerjahre in den USA und ist praktisch ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit. Und weil der Protagonist in der Rolle des legendären Journalisten Edward R. Murrow viel jünger aussehen muss als der 63-jährige Hauptdarsteller, muss er sich den grauen Haarschopf schwarz färben. Toll finde er das nicht, sagt er selbst. „Denn nichts lässt dich älter aussehen, als sich derart retuschieren zu lassen.“ Immerhin finde das wenigstens seine Frau „lustig“, und auch die Kinder könnten sich über seine Maske reinst weglachen.
Clooney für Tony-Award nominiert
Wie soeben bekannt wird, ist George Clooney für seine Rolle in dem Stück »Good Night, and Good Luck« für einen Tony-Award nominiert worden. Das teilte die Organisation American Theatre Wing mit, die die Preise vergibt. Der Tony gilt als eine der höchsten Auszeichnungen für herausragende Leistungen in Broadway-Produktionen. In diesem Jahr findet die Zeremonie am 8. Juni in der Radio City Music Hall in New York statt, übrigens zum 78. Mal.
Auch Stars wie Mia Farrow, Bob Odenkirk und Nicole Scherzinger wurden nominiert. Die meisten Preis-Chancen haben nach dem bisherigen Stand der Dinge die Produktionen »Buena Vista Social Club«, »Death Becomes Her« und »Maybe Happy Ending« mit jeweils zehn Nominierungen.